Im Einsatz

 

Erfahrungen mit dem Slowakischen Rauhaarigen Vorstehhund

 

Mit dem Slowakischen Rauhaar wollte man einen kräftigen, mit bis zu 68 cm Widerristhöhe recht grossen Jagdgebrauchshund mit sehr akzentuiertem Jagdtrieb schaffen, der weder Dickicht noch Wasser noch ungastliches Klima fürchten muss, der bei der zügigen, aber relativ kurzen Suche im Feld ebenso überzeugt wie beim Stöbern im Schilf oder Wald, der den Fasan nicht minder selbstverständlich apportiert wie die Ente aus dem Fluss, den Fuchs oder den Hasen, der fähig ist, seinen ausgezeichneten Geruchssinn nicht nur mit hoher Nase, sondern auch bei der Nachsuche erfolgreich einzusetzen und der genügend Wildschärfe besitzt, um auch dem wehrhaften Wild im Bedarfsfalle selbstsicher gegenüber zu treten. Übrigens wird bei Prüfungen im Ursprungsland der Rasse auch der Spurlaut auf der Hasenfährte bewertet; bleibt der Hund stumm gibt es Strafpunkte.

 

Slowakischer Rauhaariger Vorstehhund, Slowakischer Rauhbart Foto: Daniel Hrezik

Ausserdem legten die Väter des Slowakischen Vorstehers Wert auf hohe Intelligenz, nicht nur bei der Jagd, sondern auch im Rahmen der Ausbildung und des Alltagslebens, starke Führerbezogenheit also Loyalität, und einen gewissen "will to please", ausgeprägte Führigkeit und das damit verbundene ausgeglichene Wesen, denn obwohl die Rasse ganz eindeutig eine Menge Temperament hat, kann man es nicht als zügellos bezeichnen.
Da der Jäger schwerlich immer solo jagen geht, wird bei der Rasse auch auf gute Verträglichkeit mit Artgenossen und eine freundliche Umgangsweise mit dem Menschen geachtet; Mannschärfe ist weder vorhanden noch erwünscht.

 

Dass dieser Hund sich nicht unbedingt berufen fühlt, als Wächter von Haus und Hof oder gar als Verteidiger seines Herrn zu fungieren, sondern grundsätzlich eher freundlich und verspielt ist, Streicheleinheiten zu schätzen weiss und das Lob des Menschen ganz offensichtlich geniesst, macht dem modernen Jäger die Haltung seines vierläufigen Helfers in Haus oder Wohnung sehr einfach, vorausgesetzt natürlich, der Hund bekommt auch ausserhalb der Jagdsaison bzw. der Ausbildung täglich genügend freien Auslauf und geniesst wirklich Familienanschluss, so dass er keinen Grund zur Meuterei hat.
Was dem Slowakischen Vorsteher als gutem Vollgebrauchshund ebenfalls zu eigen sein muss, ist enorme Ausdauer und Resistenz gegenüber den Strapazen (und möglichen Schmerzen) eines langen Jagdtages und folglich die genetisch bedingten, körperlichen und seelischen Voraussetzungen hierfür. Nur wenn ein Rassevertreter als dies besitzt und bei Jagdprüfungen eindeutig unter Beweis stellt, wird er in der Slowakei zur Zucht zugelassen.

 

Was charakterisiert diese Rasse nun, aus Sicht des ausländischen Führers, beim praktischen Einsatz?
Gewiss zu allererst der flotte, aber nicht übertriebene Galopp, so dass der Energieaufwand des Hundes in einem guten Verhältnis zum abgesuchten Gelände steht.
Als "Kurzjäger" sucht er in einer Distanz von max. 100 m vom Führer, sofern das Feld flach und übersichtlich ist, hält sich aber im Wald oder bei hoher Vegetation deutlich näher. Damit gehört diese Rasse eindeutig nicht in die Welt der französischen und britischen "Fernaufklärer mit Turboantrieb", sondern eher in die der beiden italienischen Vorsteher.
Viele Züchter zielen heute bei der Selektion jedoch auf schnellere, weiträumiger suchende Hunde und bevorzugen ausserdem, wenn der Slowakische Rauhaar den Kopf bei der Feldsuche eher über als unter Rückenlinie hält.

 

Slowakischer Rauhaariger Vorstehhund, Slowakischer Rauhbart Foto: Katharina Kaminsky

Ausdrucksvolles Vorstehen mit Rute in oder unter Rückenhöhe und festes Durchstehen sind typisch für die Rasse.
Übrigens ist die Vorstehanlage meist schon beim Junghund gut entwickelt und die Bereitschaft zum Sekundieren ist ihm angeboren. Ferner gilt er als hervorragender Verlorensucher und Apportierer mit wunderbar weichem Maul, ist ein guter und freudiger Schwimmer, der schon im Welpenalter zeigt, dass das feuchte Element ihm willkommen ist und der nicht scheut, sich in Schilf oder anderen, dichten Uferbewuchs zu wagen und kann problemlos für die ruhige, zuverlässige Arbeit auf der Schweissfährte ausgebildet werden.
Also ganz klar ein Vorsteher, der den Titel des Vollgebrauchshundes verdient.

 

Sabine Middelhaufe, 2012

 

Slowakischer Rauhaariger Vorstehhund, Slowakischer Rauhbart Foto: Daniel Hrežík